Endbericht

des Gedenkdienstes von Mario Schwaiger

zur Vorlage beim

Bundesministerium für Inneres

Einsatzstellen

Yad Vashem
The Holocaust Martyrs‘ and Heroes‘ Remembrance Authority
P.O.B. 3477
Jerusalem 91034

Israel

http://www.yadvashem.org

European Roma Rights Centre

H-1016 Budapest

Naphegy tér 8.

Ungarn

http://www.errc.org/

Auschwitz Jewish Center

Pl. Ks. J. Skarbka 5

32-600 Oświęcim

Polen

http://www.ajcf.org/

Trägerorganisation

Österreichischer Auslandsdienst

A-6020 Innsbruck, Hutterweg 6

www.auslandsdienst.at

Heimatadresse

Mario Schwaiger

Moarfeldweg 48

9900 Lienz

Österreich

Tel.: 0043 650 99 00 179

E-mail: mario.schwaiger@auslandsdienst.at

Dienstzeitraum

1. August 2010 – 31. Juli 2011

Berichtszeitraum

1. August 2010 – 31. Juli 2011

Urlaubstage während dem Berichtszeitraum

10 Tage in Yad Vashem

19. September – 23. September 2010

und 26. September – 30. September 2010

2 Tage im ERRC:

10. Dezember 2010

21. Dezember 2010

11 Tage im AJC

14. + 15. April 2011

18. April – 22. April 2011

20. April – 23. Juni 2011

Wöchentliche Auslastung

40 Stunden

Seitenzahl

15

Inhaltsverzeichnis

Endbericht

Einleitung

Danksagungen

Vorbereitung

Überblick: Yad Vashem

Museum zur Geschichte des Holocaust

Die Allee der Gerechten unter den Völkern

Denkmal der Kinder

Die Halle der Erinnerung (Ohel Jizkor)

Die Bibliothek

Das Archiv

Haupteinsatzgebiete für einen Gedenkdiener in Yad Vashem

Arbeitszeit in Yad Vashem

Zusätzliche Aktivitäten in Yad Vashem

Überblick: European Roma Rights Centre

Haupteinsatzgebiete für einen Gedenkdiener im ERRC

Arbeitszeit im ERRC

Zusätzliche Aktivitäten im ERRC

Überblick: Auschwitz Jewish Center

Teile des AJC

Jüdisches Museum

Chevra Lomdej Mischnajot Synagoge

Bildungszentrum

Haupteinsatzgebiete für einen Gedenkdiener im AJC

Zusätzliche Arbeiten im AJC

Arbeitszeit im AJC

Zusätzliche Aktivitäten im AJC

Anhang

Eigene Initiativen (sprachlich)

Besondere Ereignisse (außerhalb der Einsatzstelle)

Einleitung

Bundesheer oder Zivildienst. Diese Frage stellen sich fast alle männlichen Österreicher irgendwann. Meistens wird diese Zeit als „Verschwendung“ angesehen. Man könnte doch viel besser gleich studieren oder arbeiten. Einige hadern, andere machen das Beste daraus.

Jedoch gibt es auf dieser Welt kaum eine Frage, die man mit „entweder-oder“ beantworten kann. Meistens ist man so stark auf das „oder“ fixiert, dass man die Flächen, die sein Schatten verdeckt, nicht sieht. In diesem „Schatten“ fanden sich in meinem Fall mehr als bloße „Alternativen“. Es gibt den Gedenkdienst, den Sozialdienst und den Friedensdienst. Als Informationstechniker weiß ich, dass Information sowohl eine Hol-, als auch eine Bringschuld ist. Der Österreichische Auslandsdienst leistet hervorragende Arbeit, seine Daten zur Verfügung zu stellen, was man damit macht, ist jedem selbst überlassen.

Wenn ich an dieses Jahr zurückdenke, überlege ich oft „was würde ich anders machen?“ oder „wie würde ich mich verhalten, wenn?“. Auf der einen Seite bringen diese Fragen nichts, da ein Leben in der Vergangenheit nicht effizient ist, auf er anderen Seite lernt der Mensch nicht nur aus Fehlern, sondern auch aus kleineren Ereignissen, die im ersten Moment nicht so scheinen, als wären sie von Belang. Doch manchmal sind es genau die Kieselsteine, die den Berg herunterrollen, die dann am Ende eine Lawine auslösen.

Manche Dinge sieht man erst von einer anderen Perspektive gut.

Ich denke zurück an ein… ja, was für ein Jahr eigentlich? Mir scheint, es gibt kein geeignetes Adjektiv, das „interessant“, „anstrengend“, „lehrreich“, „schwierig“ und „bewegend“ zusammenfasst und zudem nicht auslässt, dass es einem stetigen Wandel unterworfen war.

Rekapitulierend betrachtet würde ich alles vielleicht ein bisschen anders angehen. Trotzdem fallen mir derart viele Dinge ein, die ich nirgendwo anders erlebt habe.

An drei verschiedenen Stellen war mein Einsatzgebiet. Drei Mal wurde ich aus dem Leben gerissen, das ich versucht hatte zu leben und drei Mal habe ich von Neuem angefangen.*

Drei Mentees hinterlasse ich dem Österreichischen Auslandsdienst, zweien konnte ich alles so organisieren, dass sie ohne weitere Schwierigkeiten in ihr neues Leben starten, meinem Mentee in Jerusalem konnte ich zumindest ein paar Werkzeuge geben, um es hoffentlich etwas leichter als ich zu haben.

Allen dreien, namentlich Robert Lasser, Johannes Beer und Lukas Sperlich wünsche ich für ihren Dienst und für ihre Zukunft nur das Beste. Dass sie ein Gespür für die neue Kultur bekommen, die sie umgibt, dass sie sich ihre Erfahrungen vor Ort mit weniger Mühe als ich verdienen, dass sie mit ihrer Arbeit und ihrem Leben glücklich sind und dass sie diese Zeit, in der sie ihrer Verpflichtung gegenüber der Republik Österreich nachkommen nützen.

Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr Chancen haben, als nahezu alle Generationen vor uns. Doch liegt es genau in dieser Ära mehr als je zuvor an uns selbst, diese zu nützen.

In diesem Sinne wünsche ich allen, die in meine Fußstapfen treten, meinen Weg kreuzen, oder mich überholen nur das Beste.

Mario Schwaiger, Oświęcim, 25. Juli 2011

Danksagungen

Meine Hauptdanksagung gebührt Dr. Andreas Maislinger, dem Vorsitzenden des Österreichischen Auslandsdienstes. Ohne ihn wäre nichts davon denkbar gewesen, was sich in diesem Bericht findet.
Nachdem Jerusalem nicht so geklappt hatte, wie wir alle es uns vorgestellt hatten, gab er mir die Gelegenheit nach Budapest zu wechseln. Seine Idee, dass das Jüdische Zentrum von Oświęcim/Auschwitz für mich die ideale Stelle ist, habe ich leider erst viel zu spät aufgegriffen.

Umso mehr stehe ich in seiner Schuld, dass er mir das alles nicht nur ermöglicht hatte, sondern auch genug Geduld mit mir hatte, mir zu helfen, die Schritte gehen zu können, die zwar nicht die Leichtesten aber die Notwendigsten waren.

Besonders danke ich auch meiner Mutter, die mich nicht nur in den Zeiten des Um- und Aufbruchs in absolut jeglicher Hinsicht unterstützt hatte. Auch – oder vor allem dann, wenn ich nicht alles so klar gesehen habe, wie ich es hätte sollen.

Viele der Reisen und Neustarts wurden erst durch meinen Vater durchführbar, der das dazu beigetragen hat, was mir gefehlt hat.

Der Österreichische Auslandsdienst selbst hat (wie der Name schon sagt) hauptverantwortlich, dass mir dieser „Zivilersatzdienst nach §12b des Zivildienstgesetzes“ – wie er tatsächlich heißt, gestattet wurde. Hiermit danke ich all den Kollegen, die mich unterstützt haben.

Besonders jedoch Jörg Reitmaier, der als mein Mentor in vielerlei Hinsicht außerordentliche Leistungen erbracht hat.

Danke möchte ich auch Melanie Sapper sagen, für die Freiheiten, die ich von ihr bekommen habe.

Auch meinem Kollegen und Freund Florian Lust möchte ich noch ein Danke für die interessanten und hilfreichen Gespräche aussprechen.

Desweiteren gilt mein Dank Florian Müllegger, Fabian Schopper und Adrian Kainz die auch das ihre dazu beigetragen haben, meine ständigen Wechsel durchführbar zu machen.

Meinem Chef im jüdischen Zentrum von Auschwitz – Tomasz Kuncewicz will ich insbesondere dafür würdigen, dass er meine Talente richtig erkannt und eingesetzt hat. Selten hat mir eine Arbeit dermaßen viel Freude bereitet wie in Oświęcim. Er ist ein großartiger Chef und auch ein großartiger Mensch. Danke dafür Tomek, dass ich hier so viele Freiheiten genießen durfte und ich hoffe, dass ich mich als guter Mitarbeiter verdient gemacht habe.

Meine ehemalige Kollegin in Yad Vashem – Alla Kucherenko verdient eine besondere Würdigung, da sie mir immer zur Seite gestanden ist und während meiner Zeit in Jerusalem nicht nur bei der Wohnungssuche aktivst geholfen, sondern mich auch hin und wieder bei ihr untergebracht hat. Dafür auch dir Danke, Alla!

Ebenso will ich Malka Schafer Mehmann einen großen Dank aussprechen. Die härtesten Episoden während meiner Israel-Zeit wurden immer dadurch entschärft, dass sie mich nicht nur am jüdischen Leben teilhaben hat lassen, sondern auch die interessantesten Gespräche mit mir geführt hat. Wie alles ohne sie gegangen wäre, wage ich mir nicht auszumalen. Auch dafür, dass du meine Artikel liest und kommentierst will ich dir Danke sagen.

Luisa Lehnen, die ich nur zu gerne als meine Lieblingskollegin bezeichne, hat mich im jüdischen Zentrum eingeschult und öfter als einmal meine Eigenheiten akzeptiert und toleriert. Danke dafür und alle erdenklichen Erfolge bei deinem Studium!

Hier muss ich auch die Republik Österreich würdigen, dass ein solcher Zivildienst erlaubt ist. Er hat mein Leben mehr als nur bereichert und ich hoffe, dass auch ich meine Arbeit gut gemacht habe.

Erst jetzt auf dieser Seite sehe ich, dass das Ganze mehr ist, als bloß die Summe seiner Teile. Danke  an alle Menschen, die mein Leben bereichert haben und hier leider ungenannt bleiben.

Vorbereitung

Die Vorbereitung auf einen Gedenkdienst besteht aus mehr als dem bloßen Zusammentragen von Informationen. Es gehört auch vieles dazu, was man im ersten Moment vielleicht nicht erkennen kann. Ein Beispiel: Eine völlig neue Umgebung kann man nicht als nackte Zahlen und Fakten darstellen. Es erfordert auch eine gewisse Identifikation mit der „neuen Heimat“, auf die man sich schon in Österreich vorbereiten sollte.

Im weiteren Sinne ist die Vorbereitung auch die Eingewöhnungsphase an der jeweiligen Stelle.

Dadurch, dass ich mich – zu Anfang – auf Israel und Yad Vashem vorbereitet habe, habe ich auch viele Menschen kennengelernt, die mir immer wieder geholfen haben. Ich habe Zusammenhänge erkannt, die mir zuvor verborgen geblieben waren und ich habe Reisen gemacht und Vorträge besucht, die ich sonst nicht wahrgenommen hätte.

Meine Vorbereitung bestand hauptsächlich aus dem Lesen von einschlägiger Literatur, aus Besuchen von Abenden und aus Gesprächen mit Menschen, die ihr Wissen mit mir geteilt haben.

Hebräisch und das Land Israel sollten mich vor eine völlig neue Herausforderung stellen, daher bin ich schon Monate vor meinem Dienst angereist, um Land und Leute kennenzulernen. Der Wechsel in das neue Umfeld in Ungarn war ebenso begleitet von der Suche nach neuen Informationen.

Das AJC hingegen war ein großer Segen, da ich hier nicht nur Neues lernen konnte, sondern auch alles, was ich bisher zusammengetragen habe einsetzen durfte.

In der Synagoge das Judentum, das ich in Israel aktiv erlebt hatte. Während meinen Führungen die Dinge, die ich für Yad Vashem gelernt hatte. Beim Erzählen der historischen Geschichte konnte ich aus einem Vorrat aus Erfahrungen und Zusammenhängen schöpfen, die ich nur in Ungarn – dem österreichischen Bruderland während der Monarchie finden konnte.

Einige Werke, die mir bei der Vorbereitung geholfen haben, möchte ich hier kommentiert anführen:

  • Simon Wiesenthal – „Recht, nicht Rache“

  • Das Standardwerk für Gedenkdiener. Simon Wiesenthal hatte es wie kaum ein anderer verstanden, die Generationen, nach der Schoah immer wieder wachzurütteln und immer wieder an das zu erinnern, was unter keinen Umständen vergessen werden darf.

  • Und auch wir sollten daran erinnert sein, dass wir stetig wachsam sein müssen. Dies hat nichts mit Schuld, sondern mit Verantwortung zu tun.

  • Eugen Kogon – „Der SS-Staat – das System der deutschen Konzentrationslager“

  • Dieses Buch gibt einen in kürzester Zeit nahezu alle nötigen Informationen, die man über das System des Nationalsozialismus wissen sollte. Es ist für seinen im ersten Moment nicht fassbaren Umfang äußerst knapp – was sich leider etwas auf den Stil auswirkt.

  • E. Th. Wood und Stanislaw M. Jankowski – „Jan Karski. Einer gegen den Holocaust“

  • Ein unabdingbares Werk für jeden, der sich für die Geschichte Polens zur Zeit des NS-Terrors interessiert. Ebenso hilfreich, aber am Besten in einer kommentierten Version zu lesen: „Story of a Secret State“ von eben Jan Karski.

Für „Der SS-Staat“ und „Jan Karski“ bedanke ich mich bei meinem Freund und Förderer Werner Pikalo.

  • Henryk (Heinrich) Schönker – „Ich war acht und wollte leben“

  • Buch mit ausschließlich hier zu findenden Informationen über das Leben und Überleben einer jüdischen Familie in Oświęcim während des Holocaust.

Überblick: Yad Vashem

Yad Vashem ist für jeden, der sich näher mit dem Holocaust beschäftigt ein Begriff. Übersetzt ins Deutsche definiert es sich als die „Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust“. Diesem Namen wird versucht alle Ehre zu machen. Immerhin ist sie eines der Museen, das vom Staat gegründet wurde – in gewisser Hinsicht auch, um die Wiedergabe der Information auf einem bestimmten Weg zu gewährleisten.

Yad Vashem liegt ein paar Kilometer außerhalb des Stadtzentrums von Jerusalem, gleich neben dem Herzelberg, auf dem auch Theodor Herzl, der geistige Vater des Staates Israels begraben liegt.

„Denkmal und Namen“ – wie Yad Vashem übersetzt wird, besteht aus mehreren Teilen. Einige davon möchte ich hier nennen:

Museum zur Geschichte des Holocaust

Ein Unterirdisches Museum, in dem fast alles zusammengetragen wurde, was sich zu den Themen NS-Zeit, Antisemitismus und Gründung des Staates Israel findet. Teilweise etwas unzusammenhängend, jedoch mit einem starken Schockcharakter. Ich will jetzt nicht nach dem „gruseligsten“ Holocaust-Museum suchen… Jedoch braucht es schon sehr starke Nerven, um alles zu durchschreiten. Es gibt außer dem vorgezeichneten Weg keinerlei andere Ausgänge, was es für empfindlichere Leute zu einer Erfahrung macht, die sie sich vielleicht ein zweites Mal überlegen sollten.

Die Allee der Gerechten unter den Völkern

Es hat eine gewisse Ironie, dass die höchste Auszeichnung des Staates Israel ausschließlich an Nichtjuden (und damit meistens auch an Personen, die keine Staatsangehörigen Israels sind) verliehen wird. Dies sind Menschen, die während der Zeit des NS-Regimes freiwillig ihr Leben eingesetzt haben, um Juden vor dem sicheren Tode zu bewahren.

In der A. würdigt man sie zusätzlich noch mit dem Pflanzen eines Baumes (hier sollte man sich bewusst sein, welche Bedeutung einem Baum in der Topografie Israels – also einem Land mit nur sehr wenig Regen und viel Wüste – zukommt)

Denkmal der Kinder

Diese Halle ist wahrscheinlich einer der bekanntesten Teile Yad Vashems. In ihr werden die Flammen dreier Kerzen mithilfe von Spiegeln in den gesamten Raum verteilt. Zudem nennt im Hintergrund eine Stimme die bekannten Namen sämtlicher Kinder, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Die Halle der Erinnerung (Ohel Jizkor)

Eine Synagoge mit Gedenkflamme für die Opfer der Schoah und den Namen der 22 größten Konzentrationslager.

Die Bibliothek

Mit über 80.000 Werken die größte Büchersammlung zum Thema Holocaust.

Das Archiv

Eine Sammlung von über 58 Millionen Seiten Dokumentation und über 138.000 Fotografien.

Sowie verschiedene Forschungs- und Bildungsinstitute.

Haupteinsatzgebiete für einen Gedenkdiener in Yad Vashem

Einen Großteil des Augusts war ich der einzige neue Gedenkdiener. Zwei neue Kollegen sollten Mitte August ankommen.

Die Republik Österreich teilt ihren einzigartigen Schatz an Kopien von Dokumenten mit Yad Vashem und diese wollen nummeriert werden.

Nach der Einschulung wurde mir ein etwa 300-400 Seiten umfassendes, großteils redundantes in „Juristendeutsch“ verfasstes PDF-Dokument über den Prozess gegen Hermann Höfle anvertraut, dem ich mich voll und ganz widmen konnte – um darüber bestimmte Schlagworte zu notieren und damit die Datenbank zu füttern.

Gearbeitet wird hier mit dem Programm „Sapir“.

Im Archiv befindet sich noch eine enorme Anzahl an Konvoluten, daher war einmal im Monat ein Zusatztag geplant, um auch diese mit einer Pagina zu versehen.

Arbeitszeit in Yad Vashem

Die Arbeitszeit entsprach 40 Stunden, Von Sonntag bis Donnerstag ca. 8 bis 17 Uhr.

Gedient habe ich in Yad Vashem vom 01.08.2010 bis zum 30.09.2010.

Zusätzliche Aktivitäten in Yad Vashem

Meine beiden österreichischen Kollegen und ich durften bei verschiedenen Bildungsveranstaltungen dabei sein. Diese umfassten im Wesentlichen Bildungsprogramme für österreichische Lehrpersonen. Allerdings waren wir lediglich als passive Zuschauer zugelassen.

Zu Rosch Ha’Shana (dem jüdischen Neujahrsfest) waren wir wie alle Mitarbeiter zu einem kleinen Fest geladen.

Überblick: European Roma Rights Centre

Das Europäisches Zentrum für die Rechte der Roma befasst sich seit seiner Gründung 1996 mit den Problemen der Zigeuner.

Dazu gehören hauptsächlich die Zurverfügungstellung von Rechtsbeistand in juristischen Fällen, die aufgrund von antiziganistischen Vorfällen bestritten werden (müssen). So werden u.A. Fälle behandelt in denen Aschkali am Südbalkan oder Roma in Italien zwangsausgesiedelt oder deren Siedlungen verwüstet wurden, ebenso ausgefochten werden Fälle in denen Zigeuner aufgrund ihrer Herkunft bei der Ausübung von verschiedenen Berufen gehindert werden.

Ebenso kämpft man gegen Vorurteile und Diskriminierung – konkret z.B. durch Seminare, Sommerschulen oder Demonstrationen.

Die Fokusse liegen bei Gewalt gegen Roma und Hassreden (Violence against Roma and hate speech), Bildung (Education), Wohnen bzw. Wohnungsbeschaffung (Housing), Frauen und Kinderrechte (Women’s and children’s rights), Umzüge und Migration (Movement and migration), sowie bei der Aufhebung von Rassentrennung bei Datensammlungen (Disaggregated data collection).

Das ERRC ist ein multikultureller Arbeitgeber, bei dem Advokaten verschiedenster Richtungen eingesetzt werden. Ebenso auch Menschenrechtsaktivisten.

Zudem steht es in Kontakt mit dem Europarat, mit dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen, sowie verschiedenen Nichtregierungsorganisationen und Zigeunervertretungen.

Haupteinsatzgebiete für einen Gedenkdiener im ERRC

Ich verbrachte etwa 100% meiner Arbeitszeit von Oktober bis Jänner mit der Korrektur des Webauftritts. Durch die Portierung der alten Homepage auf ein neues System ging ein Teil der Information verloren, der jedoch in den gedruckten Journalen des ERRCs vorhanden ist.

Diesen verlorengegangenen Teil galt es wiederherzustellen. Seien es Überschriften, Textabschnitte, Fußnoten oder exotische Unicode Zeichen wie „ž“ oder „ț“, die im ASCII-Code nicht vorkommen.

In praktisch jedem Fall passierte es, dass Fußnoten und Fußnotenvermerke komplett fehlerhaft sind. „Glücklicherweise“ hatte dieser Fehler ein System und mithilfe eines Programms, das ich geschrieben habe, wird ungefähr 80% -oder sogar mehr- der Arbeit eingespart.

Des Weiteren habe ich mein Optimierungsprogramm derart erweitert, dass es auch auf bestimmte Sonderformen von falsch gebildeten HTML-Tags reagierte.

Besonders abwechslungsreich wurde meine Arbeit eines Tages dadurch, dass ich zwei Seiten einer Studienreise für Journalisten ins Englische übersetzt habe.

Ein anderes Mal bin ich privat in meiner Freizeit zu einem Vortrag über Roma in Wien gefahren und habe für das ERRC einen Bericht darüber verfasst.

Ab Jänner gab man mir dann die Aufgabe Organisationen zu finden, die sich mit der Betreuung von Personen (vornehmlich Zigeuner) beschäftigen, die in moderner Sklaverei ausgebeutet wurden. Die Länder, in denen ich zu Ergebnissen kommen sollte waren das Vereinigte Königreich und Deutschland.

Auch als Gedenkdiener darf man an den vielen wöchentlichen Besprechungen teilnehmen (wöchentliche Mitarbeiterbesprechung, wöchentliche Besprechung der jeweiligen Abteilungen, Sonderbesprechungen, …)

Arbeitszeit im ERRC

Die Arbeitszeit entsprach 40 Stunden, von Montag bis Freitag ca. 9 bis 18 Uhr.

Gedient habe ich vom 01.10.2010 bis zum 31.01.2011.

Zusätzliche Aktivitäten im ERRC

Beim ERRC hatte ich Gelegenheit, bei einem Vortrag für Interne teilzunehmen. Es ging um „Human Rights Education Strategy Planning“ und wurde von einer Mitarbeiterin von Amnesty International geführt.

Am 20. Jänner 2011 bin ich zu meiner ehemaligen Schule, der HTBLuVA Villach gereist, um nicht nur das ERRC, sondern auch den Auslandsdienst an sich und im Speziellen den Verein Österreichischer Auslandsdienst zu präsentieren. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der HTBLuVA Villach im Rahmen des Tages der offenen Tür.

Überblick: Auschwitz Jewish Center

Auschwitz ist für fast jeden untrennbar mit dem bestialischen Mord an hunderttausenden* unschuldigen Menschen verbunden. Doch den wenigsten ist bewusst, woher der Name eigentlich kommt.

NS-Deutschland hat selbst kaum neue Namen für die okkupierten Gebiete entwickelt (die pathetischen Namen Litzmannstadt und Löwenstadt bilden Ausnahmen auf die nicht näher eingegangen wird) und so wurde für die Stadt Oświęcim ein Name, der bis 1918 unter Österreich-Ungarn Verwendung hatte wieder ausgegraben.

Ein normaler Name also, der sich außer seiner – nennen wir es – „Belastung“ durch nichts von anderen deutsch-polnischen Stadtnamen unterscheidet, die durch Verballhornung entstanden sind?

Doch, die Geschichte von Auschwitz/Oświęcim ist eine andere, als von den meisten vergleichbaren Städten in Polen.

Denn in einer großen Stadt leben ist recht, aber sterben muss der Jude in Oświęcim.

Bedienen Sie sich, werter Leser, lesen Sie diese Zeile ein zweites Mal, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie Ihren Augen trauen können. Diese Worte stammen jedoch nicht aus meiner Feder. Ein unbekannter jüdischer Chronist hat in seinen Worten zusammengefasst, was diese Stadt für ihn war.1

Doch was meinte dieser Geschichtsschreiber damit? Oświęcim hatte nicht nur den deutschen und den polnischen Namen, sondern auch einen Dritten. Dieser lautete „Oschpizin“ (אושפיזין) – oder in der polnischen Schreibweise ausgedrückt „Oszpicin“. Dies war der Name in der dritten Sprache, die im damaligen Galizien Verwendung gefunden hatte. Jiddisch.

Auf Jiddisch bedeutet dieses Wort soviel wie im Hebräischen – „Gast“. Warum nennt man eine Stadt „Gast“ – und – das ist vor Allem die Frage – warum wir diese Stadt von den Juden als „Gast“ bezeichnet?

Die Antwort liegt mehr oder weniger im Namen. Einfach, weil sie für Juden besonders gastfreundlich gewesen ist. Mir ist nicht bekannt, dass es hier (vor 1939 versteht sich) jemals zu nennenswerten Pogromen oder antijüdischen Anschlägen gekommen ist, viel mehr bildete sich im Klima dieser Stadt eines der wichtigsten jüdischen Zentren in Polen. Dieser Bericht wäre unvollständig, würde ich hier nicht auch den Namen nennen, den die Juden der Stadt gegeben hatten: „Oświęcimer Jerusalem“.

Oświęcim hatte 1939 etwa 14.000 Einwohner. Davon waren 7000 bis 8000 Juden. Mehr als 27 Synagogen und Gebetshäuser zählte man hier. Die Große Synagoge hatte Platz für etwa 2000 Menschen.

Ich kann mich noch daran erinnern, als ich das erste Mal in meinem Leben in Polen war. Das war 2008. In einem Bericht über diese Reise habe ich damals vermerkt:

Wie stellt man sich Polen vor? Haltet mich ruhig für jemanden, der Vorurteile hat, aber ich stelle es mir als ein etwas fades Land vor, grau in grau gehüllt, mit vielen Äckern, in dem es oft regnet. Solche Vorurteile sind natürlich falsch.

Als wir am nächsten Tag aufgewacht sind, hat uns auf der anderen Seite des Zugfensters ein etwas fades Land in Grau erwartet, dessen viele Äcker vom dauernden Regen voll gesogen waren…

Die Gegend um Oświęcim zeigte lediglich, dass manche Orte gleicher sind als andere und machte damals für mich keinen Unterschied.

Heute zeige ich bei jeder meiner Führungen eine Karte von 1916 vor. Man sieht es auf den heutigen Karten aufgrund er anderen Grenzziehung etwas schlechter als damals, aber diese Kleinstadt ist einer der zentralsten Orte in Polen. Genau zwischen Krakau (Kraków), der alten Haupt- und (immer noch) Kulturhauptstadt, und Kattowitz (Katowice), das aufgrund seiner vielen Kohlemienen früher eine der wichtigsten Städte Schlesiens war liegt das kleine „Oś“, wie es von den Freiwilligen hier liebevoll genannt wird.

Doch das ist noch nicht alles. Ebenso führt(e) eine weitaus wichtigere und größere Handelslinie von Breslau (Wrocław) nach Lemberg (Lviv, heutige Ukraine). Dazwischen lag wieder Auschwitz.

Diese strategisch gute Position brachte die Juden, die zur damaligen Zeit traditionell im Handelswesen tätig waren in dieses -damals noch- Dorf und entwickelten es zu einer immer wichtiger werdenden Industriestadt.

Auch die Geschichte der Großen Synagoge ist untrennbar mit der Stadtgeschichte – und auch mit dem Klima, das damals geherrscht hat verbunden. Im Jahre 1588 hatte der Christ Jan Piotraszewski, den Juden der Stadt nicht nur ein Haus, sondern auch das Grundstück geschenkt, das sich im Laufe der Zeit zu einer der wichtigsten Gotteshäuser entwickelt hatte.

Für ein traditionell eher „judenarmes“ Gebiet wie Westgalizien war eine jüdische Bevölkerungsmehrheit eine Seltenheit und konnte sogar neben dem Zentrum Krakau bestehen. Es gab auch einen lokalen zionistischen Verein, eine Mikwe (rituelles jüdisches Badehaus) und einen Schächter (jüdischer Fleischhauer).

Als Nazi-Deutschland am 1. September 1939 einmarschierte fand diese glänzende Geschichte ein Ende in Trümmern. Die Synagogen wurden niedergebrannt, die Juden in den Ghettos Sosnowitz, Chrzanów und Bendzin deportiert und die Polen ausgesiedelt. Auf dem Grunde einer der blühensten jüdisch-christlichen Gemeinden wurde nicht nur die deutsche Musterstadt Auschwitz erbaut, in die auch viele Südtiroler Optanten neu angesiedelt werden sollten, sondern auch die Konzentrations-, Vernichtungs- und Arbeitslager Auschwitz I-III, die faktisch zum Synonym für den schrecklichsten Massenmord der Menschheitsgeschichte wurden.

Doch was wurde aus dem Auschwitz von 1918? Kann es denn sein, dass eine Stadt mit einer derartigen Geschichte einfach in den Büchern verschwindet?

1995 wurde die Auschwitz Jewish Center Foundation gegründet, die es sich zum Ziel machte, diese Geschichte interessierten Menschen zu erzählen.

Von einem Synagogengebäude wusste man, dass es nicht nur die NS-Zeit (als Waffen- und Munitionslager), sondern auch den Kommunismus überlebt hatte – einem Häuschen nahe des Hauptplatzes, das inzwischen zu einem Geschäft für Auslegeware mutiert war, aber hinter den Teppichen immer noch die für Synagogen typischen Plaketten trug. 168 Juden sind nach dem 2. Weltkrieg zurückgekehrt und hatten hier versucht ihr neues altes Leben weiterzuführen, alle sind jedoch wieder abgezogen. Einer kehrte in den 60ern wieder zurück, doch heute gibt es keine Gemeinde mehr.

Dieses Gebäude sollte also die Basis für das Jüdische Zentrum der Stadt Oświęcim/Auschwitz werden. Diese Synagoge ist die „Chewra Lomdej Mishnajot Synagoge“ (Vereinigung zum Studium der Mischna Synagoge).

Der Staat Polen gab sie „zurück“ an die jüdische Gemeinde der Stadt Bielsko-Biała, diese spendete sie der Auschwitz Jewish Center Foundation, die mit ihr als Herzstück im Jahr 2000 das Zentrum errichtete.

Teile des AJC

Das AJC besteht aus drei Teilen:

Jüdisches Museum

Das Museum besteht aus einem kleinen Filmraum, einer temporären Ausstellung -New Life (Stand Juli 2011), sowie der Dauerausstellung, in der die Geschichte der Stadt erzählt wird.

Hier finden regelmäßig Führungen statt die auch vom Autor dieses Berichts geleitet werden. Bei diesen Führungen geht man auch in die Synagoge.

Chevra Lomdej Mischnajot Synagoge

Sie steht heute als einzige und letzte Synagoge in der Stadt Oświęcim und ist sowohl für Juden als auch für Nichtjuden geöffnet. Sie ist zwar kein Bestandteil des Museums, jedoch finden die Führungen auch in ihr statt. Für sehr viele Besucher ist sie die erste Synagoge, die sie betreten haben.

Die Einrichtung wurde nach den Erinnerungen der ehemals hier Betenden und Studierenden wiedererrichtet und hat daher eine besondere Atmosphäre.

Trotz des Nichtvorhandenseins einer Gemeinde finden hier hin und wieder Gottesdienste statt. Sei es, wenn jüdische Gruppen hier zum Gebet halt machen, oder wenn der Oberrabbiner von Polen Schudrich A. Zielińska den Gottesdienst leitet.

Bildungszentrum

Das Bildungszentrum bietet verschiedenste Projekte wie Themenabende, Bildungsreisen oder Seminare zu verschiedenen Schwerpunkten an. Um nur einige zu nennen:

  • FASPE (Fellowship at Auschwitz for the study of professional ethics)

  • Ein in dieser Form unikales Seminar für Jus-, Publizistik-, und Medizinstudenten

  • AJC-Fellows

  • Studienreisen durch Polen mit Schwerpunkten auf der jüdischen Geschichte verschiedener Städte

  • Diverse Programme für polnische oder amerikanische Kadetten

  • CET-Programme

  • HET (Holocaust Education Trust)

  • Machen regelmäßig Führungen im Zentrum und am Friedhof

  • Sowie immer wieder Spezielles für Erwachsene und Schulklassen

Haupteinsatzgebiete für einen Gedenkdiener im AJC

Mein Wochenplan ist grundsätzlich immer recht ähnlich. Es gibt mehrere Führungen pro Woche, die von meiner Kollegin Luisa Lehnen und mir aufgeteilt werden. Zudem gibt es einzelne Sondergruppen wie z.B. den Holocaust Education Trust oder die CET-Gruppen, die bestimmte Sonderansprüche haben (Bereitstellung von Synagoge bzw. Schulungsräumen). Dies wird dann je nach Auslastung und vorhergehenden Aufgaben entweder von mir oder Luisa Lehnen übernommen. Die meisten Führungen sind aber „normale“, also entweder in deutscher oder englischer Sprache. Abwechselnd haben ich und meine Kollegin auch Rezeptionsdienst.

Eine Führung kann zwischen einer (normale Führung im Museum) und drei (ausgedehnte Führung mit zusätzlichen Fakten, sowie Stadtrundgang und jüdischer Friedhof) Stunden dauern.

Kleinere Bürotätigkeiten sind beispielsweise die Laminierung von Seiten oder das Schneiden von Flugblättern. Ebenso fiel in meinen Arbeitsbereich die Fertigstellung der Einladungen zum „Filmfestival“ des AJCF.

Ebenso fielen hin und wieder kleinere Reinigungsarbeiten in der Synagoge an oder der Transport von Grabsteinen.

Hin und wieder tauchen Angehörige von Überlebenden im Jüdischen Zentrum auf und fordern weitere Daten an bzw. wollen Sonderführungen. Dies ist meistens sehr interessant, weil sich hauptsächlich in diesen Führungen Gespräche ergeben.

Zusätzliche Arbeiten im AJC

Da das AJCF keinerlei Software für die Erstellung von Besuchergruppenstatistiken hat verwende ich arbeitsarme Tage primär dazu, ein Datenbankverwaltungsprogramm zu schreiben, das Besucher nicht nur verwaltet, sondern auch die Möglichkeit bietet Statistiken zu erstellen. Dies erfolgte jedoch nicht aufgrund einer Weisung, sondern auf eigenen Wunsch.

Aufgrund meiner Ausbildung als Informatiker werde ich hin und wieder für EDV-spezifische Fragen herangezogen, so benötigt das AJCF in naher Zukunft neue Hardware für die Ausstellungsräume. Ebenso obliegt mir die teilweise Administration und Beschaffung der von uns benötigten Informationen.

Ebenso wurden mir immer wieder Arbeiten zugeteilt, die sich mit Hardware- oder Softwarespezifischen PC-Problemen zu tun hatten. So u.A. die Entfernung von Festplatten aus auszutauschenden Computern.

Ich besitze eine Nikon D90 Spiegelreflexkamera und nehme diese auch immer in die Arbeit mit. Seit der Direktor Tomasz Kuncewicz bemerkte, dass ich nicht nur eine Kamera habe, sondern auch ein Talent zur Fotografie, fotografiere ich regelmäßig größere Ereignisse in und außerhalb der Synagoge, sowie sonstige Besonderheiten.

Ein wichtiger Fall war die Beschaffung von Fotografien des Rehes am jüdischen Friedhof.

Da das AJC einer der Mitveranstalter des Oświęcim Life Festivals war, wurde mir die Aufgabe zuteil gute Fotografien der Konzerte von James Blunt und Matisyahu anzufertigen.

Für den Marsch der Überlebenden (March of the Living) gab ich einige Male Führungen für über 100 Leute durch das Zentrum und fotografierte anschließend die Prozession von Auschwitz I nach Auschwitz II.

Arbeitszeit im AJC

Meine Arbeitszeit dauerte jeweils von Montag bis Freitag von 9:00-17:00 Uhr. Samstags ist das Jüdische Zentrum immer geschlossen und am Sonntag machen sich die Freiwilligen untereinander aus, wer von 9:00 bis 18:00 Uhr arbeitet. Die Sonntags-Arbeitszeit kann man durch einen Tag Zeitausgleich kompensieren. Somit ergibt sich eine Arbeitszeit von 40 Wochenstunden.

Gedient habe ich dort von 01.02.2011 bis zum 31.07.2011.

Zusätzliche Aktivitäten im AJC

Die beiden Großereignisse des Oświęcim Life Festivals und des March of the Livings spielten während meiner Dienstzeit eine wichtige Rolle, da das AJC teilweise mit ihrer Organisation betraut wurde. Wir Freiwilligen haben hierbei meist mit den geladenen Gästen reden können oder beim Erreichten der erforderlichen Infrastrukturen geholfen. Aufgrund dessen war auch eine unproblematische Teilnahme möglich.

Vor dem Life Festival gab es die Living Library, bei der Minderheiten in Polen geladen wurden, mit denen man sich unterhalten konnte.

Ebenso fand bereits zuvor beschriebener Gottesdienst mit dem Oberrabbiner von Polen statt, dem eine „Frag den Rabbiner“-Stunde vorangegangen ist. Beim Gottesdienst anwesend waren nicht nur Gäste, sondern auch der amerikanische Sänger Matisyahu.

Wie zuvor erwähnt habe ich sehr viele Aktivitäten auch fotografisch festgehalten.

Ein weiteres wichtiges Ereignis war der Besuch des Holocaust-Überlebenden Henryk Schönker (sein Buch wurde am Anfang bereits erwähnt), der eine Stadtführung gegeben hatte und zur Veröffentlichung seines Buches erschienen ist.

Aufgrund der vielen Programme im AJC ist es für die Volontäre immer wieder möglich, sich zu bestimmten Aktivitäten anzuschließen, so durfte ich an Reisen nach Krakau und auch in andere wichtige Städte in der näheren Umgebung teilnehmen, was sehr aufschlussreich war und hin und wieder in meine Führungen einfloss.

Insbesondere mit den AJC Fellows durften wir aktiv Seminaren im Auschwitz-Museum besuchen, wie etwa einer Kurzeinführung in die Arbeit von Historikern oder „Kunst in Auschwitz“.

Das jüdische Fest Pessah, das (in diesem Jahr) zur selben Zeit wie Ostern stattfindet wurde hauptsächlich von den Freiwilligen hier organisiert. Geladen war eine Gebetsgruppe aus Großbritannien, die den rituellen Gottesdienst in der Synagoge abhielt.

Die Mitarbeiter des Jüdischen Zentrums werden generell so viel und so stark wie möglich ermutigt an solchen Programmen mitzumachen und sich auch selbst weiterzubilden. Von daher möchte ich zum Schluss noch die persönliche Anmerkung machen, dass das AJC für aktive Auslandszivildiener wahrscheinlich eine der Besten Stellen ist.

Anhang

Eigene Initiativen (sprachlich)

Hebräisch im Autodidakt, Ungarisch A1 bei Katedra und Polnisch mit Privatlehrer

Besondere Ereignisse (außerhalb der Einsatzstelle)

20. Jänner 2011 – Vortrag in der HTL Villach

7. Juni bis 14. Juni Bildungsreise nach Weißrussland zum ehemaligen Vernichtungslager Maly Trostinez

*Drei Mal deshalb, weil es ja auch ein Leben vor dem Auslandsdienst gibt

*Hier sei mir verziehen, dass ich aus stilistischen Gründen „hunderttausenden“ statt „millionen“ geschrieben habe. Die Zahl Hunderttausend ist für das menschliche Gehirn noch einigermaßen verständlich, während „Million“ faktisch unvorstellbar ist. Der vollständigkeithalber aber hier: Gemeint: Millionen

1Vgl. Justus, Vorwort, Seite 11; ferner (ohne Autor) „Die jüdische Gemeinde von Oświęcim und ihre Einrichtungen“

Über Qohelet

Ein Reisender auf seinem Weg durch die Welt
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